Grundschule Pommersfelden

 

Rede unserer Rektorin, Cordula Atzhorn, zur Schuleinweihung am 16.07.2011

Für die Schlüssel und das damit verbundene Vertrauen, diese Schule in Zukunft gut zu leiten, dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Meinen Vorrednern schließe ich mich gerne bei ihren Danksagungen an.
Besonders am Herzen liegt mir aber auch der Dank an:

·         Unsere Schulkinder, die ohne Murren sich umstellten und schnell neue Schulheimaten fanden

·         Unsere Mütter und Väter, die die Änderungen ertrugen und meist geduldig warteten, bis wir uns umorganisiert hatten

·         Meine Kollegen, die sich auf kurzfristige Planänderungen einließen und die die Diaspora schließlich genossen

·         Unser Reinigungspersonal, das nun zwischen allen Häusern hin- und herpendelte

·         Unsere Busfahrer, die all unsere Pläne im Auge behielten und jederzeit mitdachten    
 

Meine Damen und Herren, liebe Kinder.
Natürlich gefällt mir das, wenn ich so ganz offiziell das letzte Wort habe.
Daher nun die „letzte“ Ansprache.

„… Der Bus bremste und kam zum Stillstand. Alles drängelte sich durch die Tür. `Erstklässler, Erstklässler hier rüber!´
Rutschend folgten sie (…) ein(em) steilen schmalen Pfad hinunter. 
Um sie herum war es so dunkel, dass (sie) vermuteten, zu beiden Seiten müssten dichte Bäume stehen. Kaum jemand sprach ein Wort.
´Augenblick noch und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts!´ …
 Es gab ein lautes ´ooooh!´“ (Harry Potter Bd I S. 123-124)

 

Nun, leider ist heute von  uns Keiner vom Gleis 9 ¾ abgefahren und auch Keiner von uns ist vom fahrenden Ritter zur Schule gebracht worden. Obwohl, vielleicht hat „unser“ Carsten doch manchmal etwas von Ernie Prange, weil er genauso schnell seine Ziele erreicht …
Aber ein großes „ooooh“ gab es sicher auch bei uns , als wir unsere neue-alte Schule zum ersten Mal wiedersahen.
Was ist aus ihr geworden?
In neuem Glanz steht sie da.
Und ganz wie bei Harry Potter und seinen Schulkameraden wissen wir nicht, was auf uns zukommt.
Werden wir unsere Klassenzimmer finden?
Oder verschwinden sie plötzlich im Nichts?
Werden wir uns in den Räumen wohlfühlen?
Werden wir lernen können?
Freunde finden,
Freundschaften behalten?
Werden unsere Hoffnungen, unsere Wünsche, in Erfüllung gehen?

Alles Fragen, die sich auch Harry Potter an seinem ersten Schultag in seiner neuen alten Schule stellte.

Wir haben den Vorteil, dass wir uns bereits kennen. Wir kennen die Lehrer, wir kennen fast alle Kinder, wir kennen unsere Sekretärin. Oh! Bei Harry Potter gibt es gar keine. Wie kann da Hogwarts überhaupt existieren …, wie können die dort ohne Kaffee /Tee überleben?

Doch trotzdem wird manches anders sein in unserer alten, nun neuen Schule.
Unsere Tafeln funktionieren nur mit Strom,
die Jalousien werden sich bei Licht wie von Zauberhand senken,
Stimmen können in den Klassenzimmern erschallen, ohne dass der Sprecher in der Nähe sein wird.
Ganz Zauberhaftes ist geleistet worden und wir dürfen nun dem Ganzen Leben eingeben,
dürfen Gänge mit Lärm fluten,
die Zimmer mit unseren Gedanken füllen.
Wir dürfen aus diesen Wänden eine Schule der Zukunft gestalten.

Doch ich muss leider eine sehr traurige Mitteilung machen:
Diese Schule wird kein zweites Hogwarts.
Ich werde niemals so viele unendlich kluge und witzige Sprüche  auf Lager haben wie Dumbeldore. Nun, ich habe auch keine Lust in Bälde zu sterben.

Dies wird leider/Gott sei Dank eine ganz normale Schule.
Eine Schule mit ganz normalen Lehrern und ganz normalen Schülern.
Wir sind eben keine Zauberer und ihr seid keine Tausendsassas, die mal soeben ein Abenteuer erleben und dann noch ganz locker alle Zags bestehen.

Wir werden uns anstrengen,
wir werden uns ärgern,
wir werden uns streiten,
wir werden natürlich, und ich hoffe, davon werden wir viel unser Eigen nennen,
wir werden Freude haben, Spaß machen.
Wir werden eben leider/Gott sei Dank: NORMAL SEIN!

Aber gerade das ist unsere Chance.
Wir haben ein neues LERN-ZUHAUSE,
das wir gestalten,
das uns Raum gibt zu lernen,
gemeinsam zu sein.

Soweit zu den Unterschieden zwischen Hogwarts und unserer Schule, aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten, vieles, das wir für uns mitnehmen können.

 

J.K. Rowling zeigt eine Schule mit freundlichen und unfreundlichen Menschen und Geschöpfen.
Sie zeigt unfähige und fähige Lehrer,
machthungrige und aufopfernde Außenwelt,
sie beschreibt völlig verpeilte und super intelligente Schüler.
Und doch kommen alle zu einem GUTEN ENDE.
Und das war mitnichten immer klar.

Sie zeigt Schüler und Lehrer, die Persönlichkeit  zeigen.
Und auch das ist eine wichtige Botschaft für unsere Schulen:
Den Mut, wieder Individuen  / Originale zuzulassen;
keine weitere Gleichmacherei, keine weitere Normierung zu gestatten.

Wir werden alle den Zauber der neuen Schule auf uns wirken lassen.

Und ich würde gerne den Leitspruch von J.K. Rowling

DRACO DORMIENS NUMQUAM TITALLANDUS

ändern in:
Doch!
Lasst uns den schlafenden Drachen kitzeln,
dass er erwacht,
dass wir uns den Herausforderungen stellen,
dass wir uns den Weg in die Zukunft freikämpfen.

 

Vielen Dank
(
Cordula Atzhorn)